Warum
eine Visitor-Aktion
Die Visitor-Aktion ist eine freie Kunst,
ohne Auftrag und nur durch sich heraus. Sie ist allenfalls gebunden
und abhängig von der Kreativität
der Beteiligten.
Die Visitor-Aktion hat unterschiedliche Aspekte, hier die vier wesentlichsten:
a) Entgrenzung
Politische Grenzen zu überwinden, ist ein Thema dieser Kunstaktion.
Grenzregionen, wie die Euregio Bodensee oder die Trennlinie Dänemark
– Bundesrepublik Deutschland, wurden von uns dieses Jahr „bearbeitet“.
Visitors überwinden fast ohne Probleme staatliche oder zwischenstaatliche
Grenzen. Sie können an jedem Ort der Erde stehen, sie können
von jedem interessiertem Menschen (unabhängig von der sozialen
Schicht oder der ethnischen Zugehörigkeit) aufgestellt oder gefunden
werden.
b) Verortung
In den Aufstellaktionen nehmen wir immer wieder Bezüge zur lokalen
oder regionalen Geschichte einer Landschaft oder einer Stadt auf. Sei
dies durch die Form der Aufstellung, die Anzahl der Figuren oder die
Wahl der Aufstellplätze. (Bei der Bodenseeaktion spielte die Zahl
1050 eine bedeutende Rolle, denn im Jahr 1050 war die Bodenseeregion
eine große gemeinsame Kulturregion und ein Zentrum europäischer
Politik.) Aber auch jede Einzelaktion braucht ihren spezifischen Ort,
ohne diesen wäre die Aktion beliebig.
c) Unabhängigkeit
Ein weiteres wesentliches Merkmal ist eine Nicht-Musealität, denn
die Visitors werden „freigelassen“, sie werden der Öffentlichkeit
über- und damit auch dem Zufall preisgegeben. Jeder Mensch kann
die Figuren finden, sie gehören niemanden, haben allenfalls temporäre
Besitzer. Das sich entwickelnde Kunstwerk entsteht unabhängig vom
Kunstmarkt. Der Prozess des Aufstellens einer Figur besteht vor allem
im Loslassen-können, im Weggeben eines Objektes.
d) Kommunikation und Interaktion
In gleicher Weise ist uns die Interaktion mit den Menschen wichtig.
Diese werden aktiv in das entstehende Projekt mit eingebunden. Entweder
gleich bei der Aufstellung oder im Nachhinein durch das Weitertragen und
Neuaufstellen der einzelnen Figuren. Denn die Visitor-Figuren sollen von
Passanten weiter in alle Welt getragen werden. So stehen bereits viele
der 5600 Visitors außerhalb ihres Entstehungsortes in 48
Ländern der Erde auf allen 5 bewohnten Kontinenten. Viele Rückmeldungen
per Email oder Briefpost belegen die Reisen der einzelnen Figuren und
gleichzeitig wie weit das Netz durch die mittlerweile 300 Aufstellenden
bereits geknüpft wurde.